Ausstellung im Japanischen Palais in Dresden zum 125 jährigem Bestehen des Völkerkundemuseums
Ein gemeinsames Projekt
Rede, gehalten zur Eröffnung der Galerie am 2004
Meine Damen und Herren,
Es gibt Orte, die sind so reizlos, dass man sie nur aufsucht, wenn man durch einen ganz besonderen Grund dazu veranlasst wird. Altenau ist ein solcher Ort. Durchfährt man auf der langweiligen Dorfstrasse den Ort, der einzig durch seinen wohlklingenden Namen auffällt, so hat man ihn schon vergessen, bevor man ihn so recht verlassen hat. Doch gerade hier, wo der Friedhof die Tristesse abschliesst, gelangt man unvermittelt in eine opulente Oase, die, von einer Mauer umschlossen, den Besucher wie eine paradiesische Insel inmitten des Nichts empfängt. Der bisherige künstlerische Lebensertrag des Künstlerpaares ERNA und Paul Böckelmann der dieses Paradies formte, ist also der eingangs erwähnte besondere Grund", nämlich ein besonderes Kunstinteresse, das uns dazu gebracht hat, die Mühsal des Weges nach Altenau auf uns zu nehmen.
Was aber ist nun das Besondere? Warum ausgerechnet nach Altenau? Maler und Galerien, die sie vertreiben, gibt es heute wie Sand am Meer und Grafiker sicher nicht weniger. Auch Objektkünstler sind keine Seltenheit mehr und Keramiker treten sich auf den zahlreich veranstalteten Märkten gegenseitig auf die Füsse. Das alles wäre also für sich genommen nichts Besonderes - der souveräne Umgang mit allen diesen Sparten bildender Kunst und ihre angewandte Vereinigung zu Gesamtkunstwerken, wie sie unser Künstlerpaar seit Jahren anstrebt, ist es dagegen schon.
Meine Damen und Herren, ich bin kein Kunstwissenschaftler und ich möchte Ihnen deshalb das Besondere am Werk unserer beiden Künstler nicht dadurch nahe bringen, dass ich die einzelnen Facetten ihres Schaffens oder verschiedene Werkgruppen inhaltlich und formal analysiere, Bezüge aufzeige und ihre Stellung im künstlerischen Gegenwartsschaffen postuliere, sondern ich möchte Ihnen erzählen, wie ich die Böckelmanns und ihre Leistungen wahrgenommen habe. Vielleicht wird dadurch auch für diejenigen, denen die Künstler bisher unbekannt waren, besser erkennbar, wo das Besondere zu finden ist und sich vielleicht auch für den eigenen Nutzen gewinnen lässt.
Es war Mitte der 70er Jahre, als mir Bekannte eine entzückende Blondine vorstellten, die Künstlerin werden wollte. Das fiel in Dresden, wo es Künstler aller Generationen in Hülle und fülle gab, nicht sonderlich auf. Da mein Interesse damals den Künstlern der Generation eines Willy Wolf, Hermann Glöckner oder Kurt Querner galt, hat mich denn auch die Erscheinung dieses blonden Wesens mehr beeindruckt, als ihr Wunsch nach künstlerischer Ausbildung.
Als ich sie drei Jahre später wiedersah, war sie wesentlich interessanter geworden: sie hatte nicht nur den Sprung an die Kunsthochschule geschafft und mehrere Semester absolviert, sondern war sogar wieder rausgeflogen, was nun tatsächlich etwas Besonderes war, vor allem, weil es politisch motiviert wurde. Tatsächlich war es der Preis für den Versuch einer Selbstbehauptung entgegen dem damaligen Ideal eines angepassten Künstlers, in der vermeintlichen sozialistischen Gesellschaft. In dieser Zeit bereitete sich als Reaktion auf eine zunehmend restriktive Kulturpolitik bereits der Exodus vieler Dresdner Künstler vor. Ich pflegte damals engen Kontakt mit den jüngeren Künstlern meiner eigenen Generation, zu denen auch mein ehemaliger Schulkamerad Ralf Winkler gehörte. Viele traf ich bald auf gepackten Koffern. Die schlimmen Erfahrungen dieser Künstler mit einer allmächtigen Partei und einem allgegenwärtigen Spitzelapparat, dazu das Verbot eines eigenen grossen Ausstellungsprojektes, das die Künstler der Dresdner Moderne mit aussereuropäischer Kunst zum Dialog bringen sollte, liessen ganz selbstverständlich das Verständnis für die Nöte einer abgebrochenen Kunststudentin aufkommen. Sie war immer noch jung, immer noch schön, doch interessanter war etwas anderes geworden und seit dieser Zeit gibt es das Gefühl des gemeinsamen Atmens im gleichen geistigen Raum, das bekanntlich eine Grundlage für Freundschaft ist.
Im Lebenshintergrund von Elke Riemer, der späteren ERNA, die nach der damals obligaten "Bewährung in der sozialistischen Produktion" ihr Studium doch noch bei Gerhard Kettner fortsetzen und regulär abschliessen konnte, tauchte damals ihr Studienkollege Paul Böckelmann auf. Lange bevor ich ihn persönlich kennenlernte, begegnete er mir in Gestalt eines Hinterglasbildes. Das war ungewöhnlich. In der Oberlausitz gab es damals noch einen hochbetagten Hinterglasmaler und das Medium wurde als ein Ausdruck von Volkskunst mit einer ziemlich festliegenden Ikonographie angesehen. Seine Erprobung für einen zeitgenössischen Kunstausdruck wies zumindest auf eine besondere Experimentierfreude hin.
Ein Experiment der eher katastrophalen Art war, zumindest aus dem Blickwinkel eines Dresdner "Kunststadt" - Dünkels, der Entschluss der Böckelmanns, wie man sie von da an wohl nennen muss, aufs Land zu ziehen, nach Altenau. Der Vorgang ist an sich nicht ungewöhnlich, denn damals war das Verlassen der Zentren, in denen sich hunderte Künstler um die vom Verband verteilten Pfründe drängten, und das Ausweichen in ländliche Refugien auch ein typischer Ausdruck für die Flucht vieler Künstler aus der sozialistischen Wirklichkeit und der Suche nach Alternativen. Max Uhlig und Gerda Lepke hatten ihr Refugium in Mecklenburg, Eberhard Göschel fand seins im Erzgebirge, Horst Leifer an der Ostsee und Wolfram Mansch im Meissner Oberland, um nur einige Beispiele zu erwähnen. In allen Fällen handelte es sich aber um bereits arrivierte Künstler, die in Landschaften gingen, welche auch zum Gegenstand und Thema ihrer Kunst wurden.
In unserem Falle dagegen: zwei Studenten, die ein vergammeltes Pfarrhaus kaufen, in einer Gegend, die nicht zu beschreiben ist und nicht einmal einen Namen hat. Ich entsinne mich noch der vielen Worte, die notwendig waren, um meine Frage, wo dieses Altenau eigentlich liegt, zu beantworten - ein Nichts in der Provinz schlechthin, in der Nähe von Nirgendwo.
P.B. hat es damals auch so formuliert: Altenau ist das absolute Nichts und nichts gibt es dort was uns ablenken könnte, so dass wir völlig unbeeinflusst, ganz aus uns selbst heraus etwas schaffen können. Das waren hehre Worte, zu denen sich angesichts der damaligen Umstände, jedoch kein rechter Glaube einstellen wollte. Eine Gruppe völlig desolater Gebäude, angefüllt und umgeben von Müll und Schutt, der allgemeine Mangel an Baumaterial jeglicher Art, über 10 Jahre Wartezeit oder eine Menge Geld für gebrauchtes Fahrzeug, um sich in dieser Ungegend überhaupt bewegen zu können und dazu das noch nicht beendete Studium, Spinner, Traumtänzer, Phantasten - waren Kategorien, in die so etwas eingereiht wurde. "Sind halt Künstler" sagt man mit mitleidigem Unterton im Bekanntenkreis und es klang fast so, als spräche man über eine Form von Geisteskrankheit.
Dem Wohlmeinenden war klar, dass neben einer wirklich klopffesten Stabilität der Beziehung zwischen den beiden Studenten, eine gewaltige Kraft und ein ebenso enormes Durchstehungsvermögen über viele harte Jahre, Vorraussetzungen waren, wenn der schillernde Traum nicht platzen sollte. Trotzdem war zumindest der Beginn verheissungsvoll und hatte einen geradezu biblisch anmutenden Aspekt: Bei mühseligen Beräumen fand sich im Schutt ein dunkler Metallklumpen, der sich als eine Kanne aus reinem Silber erwies und den Kaufpreis für das Grundstück wieder einbrachte.
Neben allen Grundstücksproblemen war aber nun auch die selbständige künstlerische Leistung vorzuweisen. 1984 war das Jahr ihrer ersten Ausstellung in der damaligen Dresdner Galerie Comenius und seines ersten grossen Auftrages. Die Arbeiten waren aufsehenerregend und sind mir bis heute eindrücklich in Erinnerung geblieben: ihre Text/Bild-Gestaltung und die freie graphische Blattfolge zu Rafael Albertis "Von den Engeln" in holzschnittartigen Siebdrucken und seine raumbeherrschende Wandgestaltung für den Kultur- und Speisesaal des Kraftwerkes Jänschwalde. Ungewöhnlicherweise löste er die eher monumentale Wandbildaufgabe mit Holzschnitten, die einen Fries lebensgrosser Figuren bildeten. Das Gebäude ist längst abgerissen, doch die Arbeit wurde geborgen und an anderer Stelle wieder angebracht, nicht ohne das ein zugereister Entscheidungsträger vorher durch ein Gutachten prüfen liess, ob es sich dabei nicht etwa um "sozialistischen Realismus" handle. Im Obergeschoss finden Sie einige Details und obwohl nur Fragmente der ursprünglichen Gesamtkomposition, werden Sie sicher auch ohne Gutachten die kraftvolle Ausstrahlung dieser frühen Arbeit empfinden.
Beide Arbeiten bilden jedoch nicht, wie üblich, den Beginn des bruchlosen Festigens und Reifens eines Werkes im klassischen Sinne, mit Gemälden, Graphiken oder Skulpturen, mit denen kontinuierlich Ausstellungen beschickt werden; ebenso wenig wie Altenau einen Rückzug in die Isolation zu innerlicher Versenkung und Kontemplation bedeutete, aus der heraus das traditionelle Repertoire entwickelt wird. Trotzdem ist die weitere Entwicklung des Werkes von ERNA und P.B. ohne Altenau nicht denkbar. Die Gestaltungskraft und -ideen, die in die Instandsetzung und Verwandlung der 3 Gebäude und des Grundstücks investiert werden mussten, der ständige Zwang, dabei mit sparsamstem Mitteleinsatz zu kostengünstigen und funktionell effektiven Lösungen zu gelangen und der dabei angereicherte Erfahrungsschatz haben die nun folgende starke Orientierung auf "baugebundene" Umsetzungen ihrer künstlerischen Vorstellungen wesentlich befördert.
Die in den Gebäuden neben den Wohnräumen geschaffenen grosszügigen Ateliers für beide und zusätzlichen Werkräume ,, wie Siebdruckwerkstatt, Keramikwerkstatt und Experimentierräume verschiedener Art wurden dafür zu einer Arbeits- und Lebensgrundlage, die man durchaus als paradiesisch bezeichnen kann, vor allem, wenn man sie mit der misslichen Lage vergleicht, in die viele, der in den Städten verbliebenen Künstler, nach der Wende geraten sind.
Ab 1986 erfolgten erste Anwendungen zunächst mit der phantasievollen Gestaltung von Schulhöfen und -Geländen in Herzberg und Wahrenbrück, die in Landschaften eigener Art verwandelt wurden. Einen Höhepunkt bildete die künstlerische Gestaltung und Ausstattung eines Sozialgebäudes mit Kultur- und Speisesaal für den VEB Schrauben werke Elsterwerda. Ein ebenso experimentier- wie risikofreudiger Werkleiter liess aus Begeisterung für die moderne Kunst und beflügelt von dem Böckelmannschen Entwurf, das Gebäude als Schwarzbau errichten. Von den Türklinken bis zur Saalausstattung sorgfältig geformt und verwandelbar für verschiedene Nutzungszwecke -es gab dafür z. B. drehbare, mehrflächige Metallzylinderais Raumteiler, die zu unterschiedlichen abstrakten Bildern kombiniert werden konnten -wurde hier erstmals die Vorstellung der Künstler von räumlichen Gesamtkunstwerken überzeugend umgesetzt. Das andächtige Staunen der Besucher bei der festlichen Eröffnung zum 40. Jahrestag der DDR, eine Stunde, die bereits von ganz anderen existenzverändernden Ereignissen überschattet war, werden mir unvergesslich bleiben. Das Werk ist verschwunden, seine Gebäude sind längst entsorgt, nur dieses Sozialgebäude, dessen Bau ständig die Stasi auf den Plan rief, ist bis heute erhalten worden. Seine gestalterische Qualität führte, auch über die Wende hinweg, zu wichtigen Anschlussaufträgen.
Nach dem 1989 geplanten Klubhaus für Schwarzheide, das dann 1990/91 als Disco nach Böckelmanns Pl√§nen entstand, wurde mit dem 1992 - 94 errichteten MEGADROME in Coswig eine völlig neue Dimension erreicht. Wer dieses Gebäude, dessen architektonische, gebäudetechnische und innenarchitektonische Planung in den Händen von P.B. lag und das nach seiner Eröffnung als die beste Grossdisco in Europa galt, nicht in seiner vollen Funktion erlebt hat, dem ist schwer der überwältigende Eindruck zu schildern. Der Hexenkessel der eigentlichen Tanzhalle war in einer offenen Bauweise umgeben von Bereichen mit unterschiedlichster Atmosphäre: vom ruhigen Cafe oder der Weinstube, aus der man durch schallgeschützte Fenster dem Treiben zusehen konnte bis zu lauschigen Winkeln, in denen alte Türen seltsame Stimmungen hervorriefen oder durch Röhren fliessendes Wasser Gebilde aller Art in Bewegung setzte. Zum Höhepunkt öffneten sich in der aufgeheizten Stimmung die Aussenwände, der Sternenhimmel sah herein und die vom Tanz Erhitzten konnten sich direkt von der Tanzfläche in die kühlen Fluten eines beleuchteten Swimming Pools stürzen. Wie allgemein bekannt ist, hat dieses Wunderwerk durch die gravierenden Fehler seines beratungsresistenten Betreibers ein trauriges Schicksal erlitten und wird leider nie wieder so erlebbar sein. Der Ruhm des MEGADROME rief schnell bei weiteren Investoren die Begehrlichkeit nach Böckelmann 'sehen Gestaltungen hervor. 1996 folgte das "Tiffany" in Torgau, danach die "Linde" in Werdau/Zwickau und das "Schauhaus" in Leipzig. Besonders beeindruckend fand ich die Gestaltungsidee für das "Cult", wobei Trockenöfen in der Halle einer alten Brikettfabrik skelettiert wurden und die stehengelassenen Eisenstrukturen dem Raum die Anmutung einer Kathedrale gaben.
Neben diesen Grossaufträgen standen solche, z.T. von Privatpersonen, die intimere Leistungen mit feineren Detailausbildungen verlangten. Erwähnt seien davon Anfang der 90er Jahre die Wand- und Bodengestaltung in der privaten Schwimmhalle eines Dresdner Bauunternehmers mit grosskeramischen Elementen - die erste komplexe keramische Arbeit der Künstlerin ERNA überhaupt. Ab1994 folgte dann die ganzheitliche Gestaltung der Wohn- und Praxisräume in der Jugendstilvilla eines Ärztepaares. Als jüngste Beispiele mögen hierzu noch die künstlerische Gestaltung der Psychosomatischen Station im Klinikum Chemnitz 2002 und der Psychiatrischen Station 2003 sein, für die die Künstler eigene, patientengerechte Bildprogramme entwickelten.
Fast alle diese Projekte verlangten von beiden Künstlern bei der praktischen Umsetzung ihrer Formideen ein grosses technisches Verständnis, umfassende Materialkenntnisse und vor allem ein erhebliches Koordinationsvermögen für die verschiedenen Firmen, Lieferanten und Gewerke. Im Laufe der letzten 15 Jahre haben sie dabei eine Kompetenz im team management erworben, die in solcher Ausprägung für bildende Künstler ungewöhnlich ist.
Diese besondere Fähigkeit ermöglichte es mir, zum Abschluss meines eigenen Berufslebens, dieses nach 25-jähriger Freundschaft endlich mit einem gemeinsamen Projekt zu krönen, wobei für die Künstler ein völlig neues Betätigungsfeld erschlossen wurde. Es galt auf über 1000 qm Ausstellungsflä§che in den Sälen eines Dresdner Barockpalais die Kunstleistungen Neuguineas ihrer Eigenart entsprechend zu vermitteln. Die gefundene künstlerische Lösung mit ihrem speziellen Raumlicht, den wechselnden Bodenstrukturen, objektbezogenen Hintergründen und delikaten Farbfolgen schuf eine einmalige Atmosphäre, die zur spontanen Begeisterung der Besucher führte. Als die internationale Pacific Arts Association wegen dieser Ausstellung 2002 ihre Jahrestagung nach Dresden verlegte, waren sich alle Experten aus Europa, den USA und Australien einig, das dies weltweit die beste Ausstellung zu diesem Thema sei, die sie je gesehen haben.
Meine Damen und Herren, all diese komplexen künstlerischen Leistungen stehen andernorts, sind zum Teil vergänglich oder bereits vergangen und können hier am Ort ihres Entstehens nur in einigen Dokumentationen besichtigt werden, die meiner Ansicht nach unzureichend sind und deshalb nur ein unvollkommenes Bild von dem starken Eindruck und der hohen Qualität der Originale geben. Völlig fehlt auch zum Beispiel ein Hinweis, auf das von den Böckelmanns geschaffene Dorftheater Altenau, dessen Aufführungen sich zwischen 1984 und 1993 zu republikweit beachteten Kult-Veranstaltungen entwickelten, bei denen die Künstler Regisseure, Bühnen-, Kostüm- und Maskenbildner in einem waren. Ich bitte sie deshalb von ganzem Herzen, gerade diesen Belegen ihre besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Erst dann wird verständlich, wie aus dem Umkreisen der jeweiligen Aufgabe, aus dem Herantasten an die verschiedenen formalen Lösungen, sich gleichzeitig einzelne selbständige Kunstwerke und Werkgruppen entwickeln, oft in den vertrauten Formen von Gemälde, Graphik und Skulptur - nicht als Nebenprodukte, sondern als eigenständige Kunstleistungen, bei den zugleich die unverwechselbare Individualität beider Künstler deutlich wird.
Im Gegensatz zu den erwähnten Grossprojekten, wo beide untrennbar miteinander vernetzt sind, treten ERNA und P.B. mit diesen Leistungen stets allein an die Öffentlichkeit, etwa bei den Ausstellungen, die hier leider nicht im einzelnen aufgeführt werden können. Das Kernproblem aller Künstlerverbindungen, -gruppen, -gemeinschaften: Das Bewahren und Entwickeln der eigenen, meist sehr ausgeprägten Individualität, das Sichern der notwendigen Freiräume, in denen Kreativität und Innovation überhaupt erst möglich werden, ist hier in Altenau offenbar erfolgreich, wenn auch nicht problemfrei gelöst worden. Wenn man bedenkt, dass diese Künstlergemeinschaft ja auch eine Familiengemeinschaft mit zwei Kindern und all den täglichen Freuden, Sorgen und Zwängen ist, ahnt man die vielen Reibungsflächen. Aus unseren Schulkenntnissen im Fach Physik wissen wir über den Energieverlust durch Reibung. Sie erzeugt aber auch Wärme und hier offenbar die Betriebstemperatur für das fruchtbare Funktionieren dieser Künstlergemeinschaft in ihrem Kraftzentrum (und Versuchslaboratorium) dem alten Pfarrhof von Altenau.
Seine unbeschreibliche Atmosphäre, die sie nun geniessen können, verrät etwas von der erreichten Harmonie. Damit diese auch für die Zukunft wirtschaftlich abgesichert werden kann, wird unser aller Unterstützung, unser tätiges Interesse an den Arbeiten von ERNA und P.B. erforderlich, damit sie weiter an diesem Ort, an ihrem Werk bauen können: für sich, für uns und alle Freunde ihrer Kunst. In diesem Sinne und zu diesem Ziele wünsche ich Ihnen allen schöne, neugierige und überraschende Stunden in Altenau.